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Von Lüttgens Korn zum Galvanik-Abwasser?

News

Presseinformation
Solingen, 16. Juli 2009


Von Lüttgens Korn zum Galvanik-Abwasser?
Trinkwasserbrunnen in Fürkeltrath gefährdet


Walter und Gaby Pflitsch wohnen in dem charakteristischen Backsteinbau in Fürkeltrath, der früher die älteste Brennerei Solingens beherbergte. Von 1847 bis 1966 brannten die Gebrüder Lüttgens in diesem ehemaligen Besitztum der Walder Kirche ihren Korn. Zwei Jahre später mietete der Vater von Walter Pflitsch das Gebäude, in das die Familie 1972 einzog. Sohn Walter war damals 19 Jahre jung.

„Löttsches Kloren“, wie die alten Solinger ihn gerne nannten, wurde mit Wasser aus Brunnen gebrannt, die auch heute noch die ansässigen acht Familien mit Trinkwasser versorgen. „Die Qualität unseres Wassers wird regelmäßig geprüft,“ berichtet Walter Pflitsch, der seit 2002 Eigentümer der Brennerei ist. Die jährlichen Untersuchungen werden von einem akkreditierten Labor durchgeführt und vom Gesundheitsamt überwacht. Nur einmal war das Wasser belastet: Als ein Bauer auf dem Gelände des heutigen Gewerbegebiets Fürkeltrath I Mais angebaut hatte, da wurden Spuren von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser festgestellt.

Auf genau diesem Gelände, das Einzugsgebiet für die Trinkbrunnen und den Holzer Bach ist, prüft die Stadt Solingen nun die Ansiedlung des Galvanikunternehmens MTV Metallveredelung GmbH. „Wir befürchten, dass das Wasser durch die genutzten Schwermetalle und Giftstoffe nicht mehr trinkbar ist,“ sagt der erst vor wenigen Monaten zugezogene Hildener Mediziner, Dr. Jörg Gehrke, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern ebenfalls auf sauberes und unbelastetes Grundwasser, das den Trinkbrunnen speist, angewiesen ist.


Auf dem Grundstück der ehemaligen Brennerei befinden sich zwei sogenannte Quellstuben mit insgesamt 30.000 Liter Fassungsvermögen. Diese Menge war für den Betrieb notwendig, aber heute wird nur noch der kleinere Brunnen genutzt. „Selbst im heißesten Sommer haben wir immer genügend Wasser zur Verfügung,“ erzählt Gaby Pflitsch. „Aber die Ansiedlung einer Galvanik gefährdet uns. Einerseits wird dem Grundwasser durch die Versiegelung von Flächen das Regenwasser entzogen. Andererseits befürchten wir, dass dieses durch die Abluft des Betriebs Giftstoffe aufnimmt.“ Deswegen engagieren sich die Familien Pflitsch und Gehrke in der Bürgerinitiative Fürkeltrath (BIF), die die Ansiedlung der Galvanik in direkter Nähe der Wohnbebauung, notfalls auch durch eine Klage, verhindern will.


Übrigens:
Dirk Monsieur, Vertreter der BIF, lebt mit seiner Familie im ehemaligen Haus von Otto Lüttgens, einem der Inhaber der ältesten Brennerei Solingens. Das Haus auf der Eipaßstraße ist 70 Meter von der geplanten Galvanik MTV in Fürkeltrath I entfernt. „Jedes moderne Auto hat einen Airbag zum Schutz der Insassen,“ so der Ingenieur. „Wir fordern für eine Galvanik den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zum Schutz der Anwohner.“


Fürkeltrath ist eine Hofschaft im Nordwesten Gräfraths. Sie grenzt im Süden an ein Landschaftsschutzgebiet, im Norden an die Korkenziehertrasse und das Gewerbegebiet Fürkeltrath I. Aufgrund eines Klimagutachtens enthält der 2001 verabschiedete Bebauungsplan W 309 klare Einschränkungen der zulässigen Betriebsformen. Die Stadt will dies ändern, um die Ansiedlung des Galvanikunternehmens MTV Metallveredelungs GmbH & Co.KG zu ermöglichen. Der durch den Abstandserlass NRW vorgeschriebene Sicherheitsabstand zur Wohnbevölkerung soll deutlich unterschritten werden. Zum Schutz der Gesundheit der AnwohnerInnen und zum Erhalt der Lebensqualität, sowie der Immobilienwerte, liegt es im Interesse der BIF, dies zu verhindern.

Aktuelle Informationen auf www.fuerkeltrath.de.

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